Nordic Rude Boys
Die Nordic Rude Boys (NRB)
Beim Alstervergnügen Jahr 2003 entschlossen sich 8 junge Männer einen HSV-Fanclub zu gründen. Der Fanclub sollte anders sein als andere. Keine Vereinsmeierei, keine regelmäßige Treffen (z.B. jeden zweiten Dienstag im Monat …) nicht um jeden Preis wachsen, bis man seinen Nachbarn auf der Auswärtstour nicht mehr kennt (… ach, du bist auch in unserem Fanclub, kenn´ dich gar nicht).
Mittlerweile haben wir nach einigen Zu- und Abgängen 13 Mitglieder, die sorgsam danach ausgewählt werden, ob diese auch zu uns und unserem Umfeld passen. Das bedeutet auf keinen Fall, dass wir niemanden neben uns dulden, der nicht bei uns Mitglied ist. Eher das Gegenteil ist der Fall. Im Stadion und auch auf Auswärtstouren sind immer Leute dabei, die nicht Mitglied im Club sind und es auch nicht sein müssen, wenn sie es nicht wollen. Unsere Mitglieder verstreuen sich in und um Hamburg: Rellingen, Halstenbek, Borstel, Holm, Harburg, Altes Land, Stade, Stader Geest und unsere Vertretung in Frankfurt :-), alles ist dabei. Seit 2006 sind wir nun ein OFC und haben uns auch schon vorher als Museumsgründer eingetragen.
Die Idee für den ungewöhnlichen Namen „Nordic Rude Boys“ hatte Flippen, nachdem der zuerst angedachte Name „Subway Army Hamburg“ nicht mit der political correctness vereinbar war (Abkürzung SA-HH sagt wohl alles). Viele werden sich fragen, und wir sind auch schon oft darauf angesprochen worden, was bedeutet der Begriff „Rude Boys“ eigentlich? Rude Boys nannten sich ursprünglich Jugendliche aus jamaikanischen Einwandererfamilien in Großbritannien. Diese kamen vor allem in den 1960er Jahren auf die Insel, im Gepäck einen der entscheidenden Musikstile: Ska, der so in die Skinheadszene Einzug fand. Ska ist die Urform des Reggaes und setzte sich schnell in der Bewegung fest. Textlich konnte das soziale Elend in den Arbeitervierteln aufgearbeitet werden, während sich ein eigener Style (3-Loch-Anzug, Button-Down-Shirts, Pork Pie-Hats) bildete. Das Wort „Rude“ wird eigentlich als rüpelhaft oder ruppig aus dem Englischen übersetzt. Im jamaikanischen Slang bedeutet es aber cool oder hip. In Gangs organisiert waren diese Jungs wahrlich keine Kinder von Traurigkeit, sondern trieben sich in Clubs und Fußballstadien herum, wo sie nicht selten auch in Gewalttätigkeiten verwickelt waren. So entstand langsam eine aus Farbigen und Weißen bestehende Street-Culture, die ihre rebellischen Ideale stolz durch die Straßen trug.
Nur, was hat das alles mit unserem Fanclubnamen und vor allem mit uns Mitgliedern zu tun? Genau: Nichts! Bei den NRB ist nämlich ganz oft auch eine gehörige Portion Ironie im Spiel. Lieder wie „Trotzdem HSV“ von Norbert und den Feiglingen sind demnach bei uns ganz hoch im Kurs.
Im Volkspark findet man uns und unsere Freunde, nachdem wir uns vor einigen Jahren entschlossen haben die Stehplätze (25A) zu verlassen, geschlossen im Block 22B. Im alten Volkspark war für fast alle Westkurve Block E angesagt. Manche mögen dieser Zeit hinterhertrauern, aber mal ehrlich, der alte Volkspark war echt eine bescheidene Schüssel aus Beton. Was manchmal fehlt ist der Ruf: „Mars, Snickers, Zigaretten, Haribo ...“ von dem Bauchladen-Opa. Der war echt kult! ... und das Gyros im Fladenbrot war auch nicht von schlechten Eltern :-).
Im Laufe der Zeit haben wir uns auch einige Fanclubutensilien zugelegt. Dazu gehören neben Pins, Aufnähern und Aufklebern auch eine große Zaunfahne. Die Zaunfahne dürften einige Leser sicherlich schon gesehen haben. Als Fahnenmotiv (gleichzeitig auch unser Fanclub-Wappen) haben wir eine Mischung der St. Andrews-Flagge Schottlands in Kombination mit der HSV-Raute gewählt. Wir fanden diese Idee durchaus passend, da wir des Öfteren dem schottischen Fußball frönen und somit lag diese Verbindung nahe. In unserem Dunstkreis ist manchmal auch ein in HSV-Farben gehaltener Union-Jack zu sehen. Diese Fahne ist zwar kein Fanclubbesitz (der Steini sammelt halt gerne Fahnen) stellt aber unserer Meinung nach keinen Gegensatz zu unserer Fahne dar. Briten und vor allem Schotten mögen sicherlich anders darüber denken.
Zu Beginn unserer „Fanclub-Zeit“ hatten wir auch ein passendes Stammlokal in dem wir uns an Spieltagen, aber auch außer der Reihe gerne getroffen haben. Das „McLeans“ in Altona war wie für uns geschaffen. William „Billy“ McLean, seines Zeichens Schotte und Rangers-Fan, hatte sein Pub mit Rangers und HSV-Utensilien geschmückt, was uns natürlich zusagte. Noch heute trauern wir der Schließung nach, da wir seitdem keine für uns passende Lokalität gefunden haben. Wir sind in dieser Hinsicht quasi Kneipennomaden geworden. Mal hier, mal da. Unser momentaner Treffpunkt ist Ossis "Tankstop" in Stellingen.
Bei Auswärtsspielen trifft man den einen oder anderen von uns auch des Öfteren an. Eine Auswärtsdauerkarte hat zwar keiner, aber einige sind dann doch so um die 10 Spiele pro Saison (ohne Europa) mit dabei.
Tja, und von kuriosen Touren kann wohl jeder berichten, der öfter mal auswärts dabei ist.
Hier nur mal ein paar Schlagworte:
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Hechtrollen in Mönchengladbach
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Casinogewinne in Monaco
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Dubiose Scheinstudenten in Frankfurt
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Betreutes Trinken in Köln
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„Ist der Private nackig, spielt er an sich rum“-Tanz mit Choreo im Sonderzug
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Vergessene Schlüssel auf dem Weg nach Kopenhagen
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Flugverspätungen und –ausfälle mit all seinen Folgen (hicks)
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Wodka-Red Bull für 250 Euro + Bratwurst im Toaster
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Gruppengrillen am Maschsee (glich einem Flashmob)
Ein Highlight war sicherlich unser erster organisierter 50-Mann-Bus in der Saison 2007/2008 zum letzten Auswärtsspiel nach Cottbus. An Bord waren die NRBs, Teile von „Südlich von Hamburg“ (SvHH) und einige weitere Personen, z.B. von „No battle, no glory“ (NBNG). Eine illustre Gruppe, die die ersten Schweißperlen auf die Stirn der Busfahrer zu treiben schien. Wir hatten den Bus als „Alles inklusive“-Tour organisiert, so dass eine feucht-fröhliche Reise von statten gehen konnte. Das Wetter spielte mit und es ereignete sich eine der besten Touren überhaupt. An den diversen Haltestationen konnte man sehr gut die jeweilige Veränderung der „Füllstande“ der einzelnen Mitfahrer ablesen. In Cottbus ankommen, wurden wir dann gebeten, doch bitte direkt vor den Gästeeingang zu fahren (was für ein Service). Im Gästeblock angekommen mussten wir uns bei gefühlten 30° C und permanenter direkter Sonneneinstrahlung leider ein miserables Spiel unserer Elf antun. Der gereichte Gerstensaft hielt die Stimmung aber hoch, so dass die schmerzliche Niederlage spätestens am Ortsausgangsschild von Cottbus (fast) wieder vergessen war. Die Rückfahrt verlief so wie die Hinfahrt (wir hatten ja genug Getränke dabei), fast kam es jedoch zu einer kleinen Eskalation. An einer der vielen Haltestellen kam es zu dem Zufall, dass kurz nach unserer Ankunft, der Bus der Profis ebenfalls die Tanke ansteuerte. Schwupps, da war der „unglückliche“ Auftritt unserer Jungs vom Nachmittag wieder im Gedächtnis, so dass manche kurz davor waren, den Bus zu stürmen. Aber, was war? Im Bus waren nur der Busfahrer und die Zeugwarte, die Spieler suchte man vergebens. Diese sind doch tatsächlich mit dem Flugzeug geflogen ... sie wussten wohl warum.
Am Ende waren sogar unsere Busfahrer begeistert von der Tour, denn so ein spaßigen Tag hatten sie nach eigenen Angaben noch nie auf einer Fußballtour erlebt, obwohl sie zugeben mussten, dass ihnen anfangs doch etwas mulmig zu Mute war, als sie manche der Mitreisenden gesehen hatten :-).
Der aufmerksame Leser fragt sich jetzt sicherlich: „Wenn das so spaßig war, warum findet so etwas nicht öfter statt?“. Wir sind nach der Tour zu dem Entschluss gekommen, dass es doch etwas anderes ist, als kleine Gruppe in einem 9´er Bus zu fahren oder sich in die Bahn zu setzen als für einen großen Bus irgendwie dann doch die Verantwortung zu haben. Man ist als Organisator irgendwie immer etwas angespannt.
Sogar auf der Holsten-Fandose sind wir zu finden.
Einmal im Jahr machen wir somit unsere kleine „Alles Inklusive“-Tour für uns Mitglieder. Aus der Klubkasse werden dann Fahrt, Hotel, Karte und teilweise die Verpflegung bezahlt. Wir suchen uns interessante Ziele zu interessanten Zeiten aus (z.B. Nürnberg -> Christkindlmarkt). Leider macht die DFL mit ihren kurzfristigen Terminierungen manchmal die Planung einer solchen Tour zu einem Lotteriespiel, aber welcher Auswärtsfahrer kennt dieses Problem nicht.
Neben dem HSV werfen Teile unseres Fanclubs auch ein Auge auf die Glasgow Rangers. Wie jeder einzelne zu den Rangers gekommen ist, das ist eine gute Frage. Ein Punkt war sicherlich der Follow, Follow-Song der auf einer HSV-Kassette (hieß die nicht: “Er kam, sah und siegte“?) herumgeisterte. Weltklasseversion. Ich persönlich fand schon als Kind den Namen so toll (Arsenal war auch so ein Kandidat). Wie sagte Nick Hornby so schön: „Nicht du suchst dir den Verein aus, der Verein sucht dich aus.“
Für alle kann ich aber sagen, dass das Interesse schon vor dem Albertz-Transfer bestand. Auf die Insel fliegen wir eher unregelmäßig, manche einmal pro Jahr, andere aber auch nur alle zwei Jahre. Spiele in Deutschland versuchen wir natürlich alle zu besuchen. In den letzten Jahren waren ja einige dabei: Leverkusen, Dortmund, München, Stuttgart, Hannover, Bremen. Bei einem dieser Spiele (Stuttgart) ist auch der Kontakt zu Brian vom RSC „Jimmy Clark Loyal“ entstanden. Gegenbesuche von ihm und seinen Freunden, bzw. seiner Familie hatten wir auch schon. An Samstagen sitzt er mit HSV-Trikot vorm Fernseher und schaut die Bundesliga, es sei denn, Rangers spielt, logisch eigentlich. Wenn wir rüber fliegen bleiben wir immer gleich von Freitag bis Montag dort. In der Louden Tavern (die in der Dukestreet), früher in der Glaswegian Bar (schade Big Sam, dass du deinen Laden schließen musstet) ist man auch als HSV´er gern gesehen. Aber auch andere Pubs haben ihren Reiz (z.B. Counting House). Diese Wochenendtouren sind immer wieder ein Highlight und machen Lust auf mehr.
... we´ll be coming, we´ll be coming, we´ll be coming down the road, when you hear the noise of the NORDIC RUDE BOYS, we´ll be coming down the road…